Hart’s Pass nach Stehekin

Die Wanderung bis Stehekin wird 5 Tage dauern. Ich starte bei durchwachsenem aber trockenem Wetter. Nebelschwaden steigen auf und einem verbrannten Waldabschnitt eine mystische Stimmung.

Die Landschaft führt sich im Wesentlichen weiter fort. Lediglich die ganz hohen Berge fehlen. Das soll sich aber später ändern.

Auch wenn ich alleine laufe treffe ich immer wieder diejenigen, mit denen ich am Hart’s Pass beim Lagerfeuer gesessen hatte. Wir teilen uns manchen Lagerplatz und kommen etwas näher ins Gespräch. Es bleibt aber immer oberflächlich. Dennoch eine Grundsympathie ist vorhanden. Schließlich hat man das selbe Ziel.

Der letzte Teilabschnitt vor Stehekin führt durch einen Natinalpark. Dort ist Camping erlaubt aber reguliert. Für die Übernachtung wird ein Permit benötigt, das allerdings nur in Stehekin erhältlich ist… So bleibt nur an der Grenze, etwa 17 Meilen vor Stehekin, zu übernachten und dann zeitig aufzubrechen, um den letzten Zubringerbus in den Ort zu erwischen.

Auf den letzten Metern zum sogenannten Trail Head die Überraschung. Ein Schwarzbär direkt am Wanderweg. Etwa 20 Meter entfernt. Ich weiß nicht, ob ich jubeln oder mir in die Hose machen soll. Zeit für ein Foto oder geordneter Rückzug? Ich bleibe stehen und wir gucken uns an. Der Bär unbeeindruckt bewegt sich nicht weiter. Es heißt man solle sich groß machen und den Bären mit fester Stimme ansprechen, wie einen Hund, den man zurechtweist. Wanderstöcke in die Luft, blabla, der Bär guckt doof. Ich nehme mir ein Herz und laufe weiter. Der Bär unbeeindruckt. Leider sind die Fotos aus der Hüfte geschossen nichts geworden. War offensichtlich alles zu aufregend – für mich…

Ich komme zeitig am Trail Head an. Noch ca. 1 Stunde bis der Bus kommt. Andere bekannte Gesichter sind schon da. Die Zeit wird allgemein genutzt, um etwas zu essen. Und dann – wieder der selbe Bär. Wir entschließen uns ihn gemeinsam zu verjagen. Der Bär unbeeindruckt. Doch schließlich trollt er sich den Hang hinauf.

UPDATE: Auf den PCT Days in Cascade Locks treffe ich einen Hiker, der das Scenario gefilmt hat. Folgender Link ab Minute 23:30

Bärenjagd

Der Bus kommt.

Im Ort gibt es einen kostenlosen Campground. Lediglich eine Registrierung ist notwendig. Der Zettel ist schnell ausgefüllt und und suche mir einen Platz. Es ist Recht voll und ich quetsche mein Zelt zwischen einem anderen und einer Sitzgruppe. Ich kaufe mir zwei Dosen Bier und esse mit anderen Hikern. Es gibt Reste aus dem Rucksack. Ich will erst am nächsten Tag ins Restaurant und dann etwas anständiges essen. Darauf habe ich mich schon lange gefreut.

Aber es soll anders kommen. Die Nacht wälze ich mich mit Bauchweh hin und her und muss mich schließlich übergeben. Ich mache die Nacht kein Auge zu. Keine Ahnung was ich mir und wo ich mir das eingefangen habe.

Den Samstag verschlafe ich fast vollständig. Bin absolut schlapp und habe keinen Appetit. Nichts mit lecker essen gehen. Ich muss mich aufraffen, um bei der Post mein Resupply Package abzuholen, dass ich mir in Seattle postlagernd zu geschickt hatte.

Eigentlich wollte ich Sonntag weiter, bleibe aber, um mich auszukurieren. Zudem können sich meine Knochen und Füße etwas erholen. Ein paar Blasen hatte ich mir gelaufen. Insbesondere mein kleiner Zeh am rechten Fuß sieht nicht gut aus. Die Blase ist fast so groß wie der Zeh selbst. Immerhin kann ich heute schon wieder etwas essen. Das ältere Ehepaar vom Nachbarzelt bietet mir eine Hühnersuppe aus der Dose an, die ich gerne annehme. Überhaupt sind sie sehr nett und kümmern sich. Die beiden warten auf ihren Sohn und Schwiegertochter, die ebenfalls den PCT wandern. Abends eingetroffen besorgen sie Chicken Wings vom Restaurant und laden mich dazu ein. Ich esse wieder mit Appetit.

3 thoughts on “Hart’s Pass nach Stehekin

  1. Das sind ja schon tolle Erlebnisse, die du da hast. Schön, dass es auch andere Menschen dort gibt, damit man nicht so ganz alleine auf der Spur ist. Nur weiter so. Bleib gesund und lass dich nicht vom Bären vernaschen.

  2. Das sind ja spektakuläre Erlebnisse!
    Ich hätte nie gedacht, dass Du so ein gemeiner Kerl bist und arme, kleine Schwarzbären mit Stöcken bewirfst. Das Video zeigt den Tatbestand deutlich.
    Nur gut, dass der Bär nicht zurückgeworfen hat … 😉

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Abenteuer weiterhin gut verläuft und Dir gesundheitliche Probleme erspart bleiben.
    Blasen und ein verdorbener Magen gehören auf dem Tripp vermutlich zum Standard.

    Du bist auch gar nicht so unrasiert, wie ich gedacht hätte. Oder machst Du das nur kurz vor Fotos und Videos?

  3. Hallo Markus,
    was für tolle Bilder und die damit hast Du sicher nicht annähernd die Eindrücke erfasst, die Du selbst bekommen hast. Es macht Spaß, Deine Berichte zu lesen und ich hoffe auch, dass Du gesundheitlich nicht mehr gebremst wirst, Magen-Darm und Blasen kannst Du ja schon mal abhaken und alles andere würde ich kategorisch ablehnen.
    Viel Spaß weiterhin und viele Grüße von daheim.

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